Auf der Suche nach der ewigen Erleuchtung im Hier und Jetzt…

USA-Praktikum_12_SanFrancisco und Route 1 336Die Aussage von Eckhart Tolle, dass es immer nur jetzt ist, ist natürlich wahr. Gleichzeitig haben auch Vergangenheit und Zukunft eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Wahrnehmung der Gegenwart. Wer keine Hoffnung und Zuversicht verspürt für das, was in Zukunft noch kommt, für den ist auch die Gegenwart unerträglich. Genauso wirken vergangene Erlebnisse häufig noch bis in die Gegenwart nach. Wer zum Beispiel gerade eine Chemotherapie aufgrund einer Krebsdiagnose über sich ergehen lassen muss, der leidet vermutlich gegenwärtig. Viele Leiden lassen sich eben nicht einfach „wegmeditieren“. Ansonsten wäre ja die ganze Wissenschaft der Medizin quasi überflüssig und die Therapie würde bereits vor der Diagnose feststehen. In der Geschichte der Menschheit hat es auch sogenannten erleuchtete Menschen gegeben, die an einem Krebsleiden gelitten haben und gestorben sind (z.B. Ramana Maharshi). Demzufolge ist die Definition die Eckhart Tolle von Buddha in Bezug auf Erleuchtung nennt, nicht wahr. Er behauptet nämlich, Erleuchtung bedeute die „Abwesenheit allen Leids“. Natürlich ist es grundsätzlich kaum nachzuweisen, ob jemand erleuchtet ist oder nicht. Aber die Überzeugung, dass Erleuchtung vor allem Leid bewahre, ist nach meiner Einschätzung utopisch. Das Leiden gehört zum Leben dazu wie der Tod. Genauso wirken glückliche Ereignisse häufig noch nach und wirken so auf die Gegenwart ein. Es lohnt sich also, sich im Interesse seiner eigenen Zukunft auch in der Gegenwart anzustrengen und sich Ziele zu setzen. Genauso ist auch die Auffassung von Eckhart Tolle, nach der der Begriff „Arbeit“ abgeschafft werden soll meines Erachtens unsinnig. Arbeit ist eine Form von Beanspruchung und Belastung und ist für mich untrennbar mit dem Leben und der Verfolgung einer Aufgabe darin verknüpft. Wer nur nach dem Glück sucht, der wird unter Umständen genau das Gegenteil finden („Die Tür zum Glück geht nach außen auf – wer sie »einzurennen« versucht, der verschließt sie nur.“ – Søren Kierkegaard). Auch Viktor Frankl sagte hierzu: „Happiness cannot be pursued. Happiness must ensue“ (auf Deutsch: Nach Glück kann man nicht streben, es muss sich einstellen) und bezieht sich dabei auch auf den Erfolg eines Menschen.

P.S.: Zwei sehr interessante Beiträge hierzu habe ich auch auf mymonk.de gelesen:

http://mymonk.de/zeitalter-der-melancholie/

http://mymonk.de/der-unsinn-vom-staendigen-leben-im-hier-und-jetzt/


4 Gedanken zu “Auf der Suche nach der ewigen Erleuchtung im Hier und Jetzt…

  1. Hallo. Deinen Blog finde ich sehr inspirierend. Da muss ich direkt mal die Arbeit liegen und die Gedanken sprudeln lassen 🙂 Das Bild mit der Tür von Kierkegaard gefällt mir. Ähnliches kann man wohl auch von der Gegenwart sagen. Wir können sie – die Gegenwart – als Individuum nicht greifen, nicht in ihr persönlich verweilen, sie nicht in Besitz nehmen. Jedesmal drücken wir die Tür zu. Wenn wir das Leben leben wie es ist, mit Freude und Leid, Erfolg und Misserfolg, Gesundheit und Krankheit, d.h. einfach so … dann berührt uns stets die Gegenwart. Ganz still und heimlich von ewigem Moment zu ewigem Moment. Warum „ewig“? Vergangenheit ist vergangenes Jetzt und Zukunft ist künftiges Jetzt. Leid wird überwunden, wenn Glück und Unglück nicht mehr gewertet werden. Weine im Unglück und lache im Glück. Das ist meiner Meinung nach das ganze Geheimnis. So wie sich Kierkegaards Tür zum Glück öffnet, wenn wir einen Schritt zurücktreten, damit die Tür Raum hat, sich zu öffnen. Vielen Dank für deine tolle Anregung. Jetzt geht es wieder an die Arbeit. Bis zum nächsten Mal 🙂

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    1. Hallo Gernot, vielen Dank für Deine interessanten Ideen und Dein Feedback!

      Was genau meinst Du mit der unten zitierten Aussage? LG!

      Leid wird überwunden, wenn Glück und Unglück nicht mehr gewertet werden.

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    1. Hallo Gernot, ich habe den von dir zitierten Artikel auf wikipdia.org gelesen und kenne die Parabel tatsächlich schon. Besonders gut gefallen hat mir dabei der folgende Satz: „Er reagiert mit Wu wei (dt. „nicht Eingreifen“; „nicht Handeln“; dieser Begriff ist aber nicht mit Apathie zu verwechseln) und findet in dieser Erkenntnis seine Ruhe und dauerhaftes, wahres Glück: Er akzeptiert das Leben so, wie es ist.“ Ich glaube, da ist sicherlich eine Menge dran und es beantwortet meine vorher genannte Frage gut. LG!

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